Von Addis Abeba machen wir uns, nachdem wir im dritten Anlauf tatsächlich eine COMESA-Yellow-Card (KFZ-Verischerung für Ostafrika) erhalten haben auf den Weg zur kenianischen Grenze. Wir wollen entlang der Seen, die sich hier im ostafrikanischen Grabenbruch gebildet haben, in drei Tagesetappen zur Grenze nach Moyale gelangen.
Erster Stopp ist der Lake Langano. Dieser See hat einen sehr hohen Sodagehalt, sein Wasser ist braunrot und seifig, aber man kann aufgrund des hohen PH-Wertes ohne Bilharziosegefahr darin baden, und Krokodile und Nilpferde gibt es auch nicht. Da wir seit längerem nur kalte (Kim&Tim) bzw. gar keine Duschmöglichkeit (Wim´s Hollandhouse wurde leider das Wasser abgedreht) hatten, fänden wir einen Wasserkontakt auch mal wieder ganz gut. Wir erreichen den ersten See bei Ziway im frühen Nachmittag und tanken hier erst mal wieder voll. Anders als an den vergangenen Tagen haben wir realistische Chancen, unser Tagesziel im frühen Nachmittag zu erreichen, so dass wir auch noch etwas Zeit im Hellen verbringen können. Das ist zumindest der Plan, aber es soll anders kommen.
Auf IOverlander haben wir die Koordinaten einer Lodge am See gefunden, die sich gut anhört. Unser Navi schickt uns kurz vor dem Ziel in einen Sandweg, der sich sehr schnell in eine üble Piste mit sehr tiefen, durch Erosion in der Regenzeit produzierte Rinnen verwandelt. Wir schaffen es so gerade, hier nicht stecken zu bleiben – Grüdi verwindet sich grausam, Lea hat schon keine Lust mehr und will aussteigen. Aber es geht gut, der Weg wird wieder zur Sandpiste und wir können weiterfahren. Wenige hundert Meter weiter stottert der Motor plötzlich und geht dann aus. Startversuche bleiben ergebnislos. Da wir gerade getankt haben, kann ein leerer Tank nicht das Problem sein, und auch der Ölstand ist ok. Ein Blick auf das Dieselschauglas zeigt eine klare, wässrige Flüssigkeit – haben die Experten an der Tankstelle uns etwa mit Wasser versetzen Diesel verkauft? Jochen wirft sich in seinen schicken organgen Arbeitsanzug und beginnt, Grüdi auseinander zu schrauben. Selbstverständlich haben sich schon einige Zuschauer eingefunden, die unsere Bemühungen mitten im Nirgendwo aufmerksam verfolgen. Die Stimmung ist super, die Kinder verziehen sich lieber zum Schule machen nach drinnen und Judith versucht, die Reparaturarbeiten zu unterstützen. X Startversuche bleiben ergebnislos, unser Plan mit dem frühen Ankommen rückt in weite Ferne. Inzwischen haben sich auch zwei ältere Herren und eine Mutter mit ihren Kindern zu den Zuschauern gesellt, Bänke wurden herbeigeschafft – eine Verständigung ist aber aufgrund der Sprachbarriere nicht möglich. Irgendwo verlieren wir Diesel, das System lässt sich nicht enlüften – aber wir finden das Leck nicht (zumal wir ja auch immer an die Wasserdiesel-Theorie glauben…). Wir stellen uns schon mal auf eine Nacht mitten auf der Piste ein…
Irgendwann findet Jochen dann ein kleines Leck an einer Leitung, repariert dieses – und tatsächlich, nach einigem Pumpen aus dem Zweittank springt Grüdi an! Wir sind mega-erleichtert, räumen unsere Siebensachen zusammen und setzen unseren Weg fort – allerdings ohne unseren Zuschauern das „Money“, welches sie für zweistündiges geduldiges Zuschauen einfordern, gegeben zu haben (eigentllich hätten wir für das Spektakel Eintritt nehmen sollen….). Ob der neue Diesel im großen Tank, der wirklich sehr klar aussah und auch kaum roch, wirklich in Ordnung ist oder nicht, probieren wir lieber erst wieder auf der Straße aus.
Natürlich geht die Sonne gerade unter, die Piste wird noch schlechter als vorher – den Plan mit der Lodge am See können wir aufgeben. Wir schaffen es gerade noch, abseits des Weges in der Nähe einer Großfamilie nach einem Stellplatz zu fragen und unser Lager aufzuschlagen, bevor es stockdunkel wird und die Malaria-Moskitos ihre Angriffe starten. Vorbei die Idee mit dem Bad im See…
Am nächsten Morgen können wir die ca. zehn Kinder der Familie, die uns nicht angebettelt haben (das ist neu!) mit T-Shirts glücklich machen, bevor wir unseren Weg fortsetzen. Die Lodge ist nur noch 2.5 km entfernt, das muss doch zu schaffen sein! Die Piste ist sandig, aber gut zu fahren – bis sie schlagartig zu einem mit halbmetertiefen Furchen durchzogenem trockenem Bachbett wird. Hier ist kein Weiterkommen möglich, wir müssen also den gruseligen Weg zurück fahren. Grüdi wird nochmals extrem belastet, Lea geht lieber zu Fuß, und nach einer Stunde haben wir tatsächlich wieder die Hauptstraße erreicht.
Jetzt trauen wir uns auch, den Wasser(?)Diesel auszuprobieren – Grüdi läuft weiter, wir haben dem Tankwart wohl unrecht getan. Irgendwie hat jetzt aber niemand mehr Lust darauf, noch einmal die tollen Straßen zum See zu testen, so dass wir uns als nächstes Ziel den Ort Arba Minch vornehmen, den wir nachmittags erreichen und dort einen Stellplatz am Hotel Bekela Mola (mit heißem Wasser und WIFI!) finden. Hier werden wir einen Tag Pause machen, bevor es morgen in Richtung Grenze weitergeht.